Texte sind dauerhafte, codierte Informationsspeicher mit komplexen Verfahren der Informationscodierung und -vermittlung. […] Wenn Texte Container für Ideen sind, wie kann dann die Identität bzw. Differenz von Texten festgestellt werden? Offensichtlich identifizieren wir Texte tatsächlich nicht über ihren linguistischen Code, nicht über den Bestand an Wörtern. Sonst wäre nicht zu erklären, wie wir in Werken, die z.B. in einer Vielzahl von Handschriften äußerst variant überliefert sind, dennoch den gleichen Text erkennen zu können meinen. […] Was also halt den “Text” zusammen? Zwar wird in den meisten Fällen die Übereinstimmung (des Wortbestandes) zwischen Fassungen des gleichen Werkes höher sein als zu Versionen eines anderen Werkes. Gerade im Mittelalter (und jetzt erneut in einer Zeit der Samplings!) kann aber auch ähnlicher Wortbestand noch nicht automatisch als Textgleichheit gelten, wie anders herum fundamentale Wortverschiedenheit doch nicht innerhalb eines Werkes (zwischen den Dokumenten) vorkommen kann. Anscheinend identifizieren wir Texte über ihre Grundideen, ihre inhaltlichen Strukturen, über Schlüsselbilder oder Schlüsselsätze, denn die Identifikation von Texten gelingt selbst unter extremen Bedingungen […]. Damit muss der Text unabhängig sein, nicht nur von seiner Aussprägung als Dokument (oder Film/Serie), sondern auch vom fixierten Bestand der Sprachzeichen (der Rede in Wörtern). Funktioniert der TextI ganz ohne Bezug zu TextS und TextD.